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Der 59-jährige Pesche Wüthrich aus Murten ist Schweizer Kletter-Pionier. Beim Aufkommen der "Sportkletterwelle" in den 80er-Jahren war er eine treibende Kraft und begann mit dem Eröffnen neuer und immer anspruchsvolleren Routen. Pesche Wüthrich hat über 1000 Felswände bestiegen und fürs breite Publikum vorbereitet.

Der Kletter-Pionier hat noch einige Wände, die er besteigen möchte. Pesche Wüthrich spricht über seine Anfänge am Fels und warum er die Wände des Sensegrabens und der Gastlosen mag.

RadioFr: Pesche Wütrich, dir ist das Klettern quasi in die Wiege gelegt worden. Du bist in den Bergen wie in deiner Wohnstube zu Hause, oder?

Pesche Wüthrich: Ja, meine Mutter ist von Kandersteg und ich konnte dort schon als Kind die Bergsteiger beobachten. Dann wollte ich selbst in diese Wände steigen. Die Faszination entstand erst später, an eine Grenze zu kommen, wo auch der Tod kein Tabu ist. Das war extrem faszinierend, besonders als junger Mensch. Ich liebe das Klettern mit all seinen Facetten. Dazu wollte ich immer schon Sachen entdecken. Als Höhlenforscher in meinen jungen Jahren und als Erstbesteiger neuer Felswände. Ich las schon als junger Bergsteiger über Heinrich Harrer, Gaston Rébuffat oder Lionel Terrey.

Im Sensegraben hast du unter anderem Wände zugänglich für die Folgekletterer und somit auch für die Öffentlichkeit gemacht.

Genau, wir versuchten nur die natürlichen Felsstrukturen zu benutzen, dann präparierten wir den Fels. Man schlug damals die Bohrhaken in den Fels, dies noch von Hand und wir hatten rund eine Viertelstunde pro Bohrhaken. So erschlossen wir neue Routen und konnten neue Schwierigkeitsgrade erreichen. Auch heute ist es für mich immer noch faszinierend, neue Routen zu erschliessen und neue Wände zu entdecken.

Du hast jahrelange Erfahrung, neue Felswände als Erster zu besteigen. Was war und ist dein Drang?

Das entstand aus meinem eigenen Wunsch heraus, immer wie schwieriger zu klettern. So haben wir begonnen, neue Routen zu erschliessen. Als junger Mensch nimmt man sich extrem wichtig, wenn man neue Wände als Erster besteigen konnte. Das beeindruckt das Umfeld. Im Alter hingegen habe ich andere Prioritäten und es ist nicht mehr angebracht, sich nur noch als Kletterer zu definieren. Grundsätzlich möchte ich gesund bleiben und meine beiden Töchter auf ihrem Weg begleiten. Sicher will ich weiterhin klettern, weil ich das wunderschön finde. 

Was ist und bleibt nun deine Lieblingskletterwand?

Wenn wir die Region Freiburg nehmen, dann muss man ganz klar sagen, dass es die Gastlosen sind. Sie werden auch die Dolomiten der Schweiz genannt. Die Südseite mit dem warmen Fels mag ich besonders. Ich bin einen Südwandkletterer (lacht). Im Winter sehe ich mich eher im Süden. Auch Indoor-Klettern ist eine Alternative. Jedoch fehlen mir dabei die Wärme und der Duft der Felswand.

Als Meister deines Fachs im Felsklettern und in der Freikletter-Szene hast du in den 80er-Jahren Neuland betreten und warst Pionier. Wie siehst du die heutige Szene und deren Kommerzialisierung? 

Die Kommerzialisierung gab es schon immer. Wir haben auch dazu beigetragen und unsere Erstbesteigungen vermarktet. Das gehörte zum Job. Reinhold Messner hat es auch getan. Eigentlich ist die Kommerzialisierung unseres Sportes ein notwendiges Übel. Als Bergler stehe ich aber nicht gerne im Rampenlicht. 

Das Gespräch führte Martin Zbinden

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